Samstag, 18. August 2012

Einen herrlichen Tag


verbrachte ich vor kurzem mit einem interessanten Mann. Er hieß Horst, Horst Evers, Und so heißt er natürlich auch immer noch.

Horst brachte mich zum Schmunzeln. Er brachte mich zum Nachdenken. Und er brachte mich zum Lachen. Ich machte es mir auf der Terrasse gemütlich und Horst erzählte mir Geschichten. Seine Geschichten. Er teilte seine Gefühle mit mir. Und sein Wissen. Sein "Gefühltes Wissen". Horst erzählte mir Geschichten von seinen Zugfahrten, von seinen Berliner Erlebnissen und seinem kleinen Kräutergarten. Und Horst erklärte mir die unterschiedlichsten Dinge, wie z. B. den tieferen Sinn des Mathematikunterrichts oder


Was die Kunst uns über das Leben lehrt

Es war einer dieser Tage, wo man schon am Morgen denkt: Also, wenn eins nun heute wirklich auf keinen Fall passieren wird, dann ist es das, dass ich heute noch irgendwas fürs Leben lerne. Nee, beim besten Willen nicht. Alles Mögliche kann heute noch passieren. alles Mögliche, dass ich zwei Euro auf der Straße finde, kein Problem, kann passieren; dass mir die Liebe meines Lebens begegnet und ich's nicht merke, ohne Weiteres denkbar; dass ich beim Duschen ausrutsche, mir ganz doll wehtue, so doll, dass ich ab dann riesige Angst vorm Duschen habe, mich deshalb nie wieder duschen werde, immer schlimmer stinke und dadurch früher oder später alle meine Sozialkontakte verliere, vereinsame und daran stinkend sterbe, alles ohne Weiteres möglich; aber dass ich heute noch was fürs Leben lerne, nee, das nu beim besten Willen nicht, das wird heute also nun garantiert nicht passieren. Und wenn doch, dann werd ich aber sagen: Mann, Mann, Mann, das hätt ich aber nu nicht gedacht. Und ich werde sehr überzeugt sein, wenn ich das sage. 
Ich war an diesem Tag zu einer Ausstellungseröffnung am Rande Berlins eingeladen. Und weil ich nichts zu tun hatte, willigte ich ein. Und weil ich nichts zu essen hatte, ging ich auch hin. Was sollte schon passieren. Dass ich was kaufe, was ich mir nicht leisten kann? Kaum. Da sind Flohmärkte viel gefährlicher für mich.
Auf der Vernissage dann brauchte ich genau fünf Minuten, um mich so deplatziert zu fühlen wie ein Pantomime im Blindenheim. Mein erster Gedanke war: "Sag mal, haste nicht doch noch irgendwas anderes zu tun?" Hatte ich aber nicht. 
An den Autos der anderen Besuchter erkannte ich schnell, dass hier genau die Leute waren, die auch so jemanden wie mich durchfüttern können müssten. Diese Leute waren verdammt wohlhabend. Ein Beispiel: Obwohl es unheimlich viel zu trinken gab und alles umsonst war, war kein einziger der Besucher betrunken, also außer mir. Freibier, und kein Einziger ist betrunken, das ist Reichtum. Wenn auch ziemlich dekadent. Denn man sieht daran, dass Geld eben nicht glücklich macht, wenn man die Magie des Augenblicks einfach nicht mehr genießen kann, die besonderen Momente des Lebens, wie Freibier eben. Tja die reichen Leute haben's auch nicht immer nur schön.
Ausgestellt waren neben einigen Bildern auch Möbelstücke, die im Prinzip alle aussahen wie von IKEA, nur das sie nicht so lustige Namen hatten.[...]
Besonders faszinierte mich auf der Ausstellung ein kleiner, sehr niedriger Tisch, der knapp 12 000 Euro oder so kosten sollte. So stand es zumindest wörtlich am Tisch: "Preis: knapp 12 000 Euro oder so". [...]
Dass er der Künstler war, erkannte ich übrigens daran, dass er der Erste war, der mich nicht fragte, ob ich der Künstler sei.
Er bezeichnete den Tisch als preiswert und rechtfertigte dies damit, dass es ein niedriger Hocktisch sei, an dem man nur hocken könne. Man brauchte also keine Stühle zu kaufen, wodurch der Tisch einem eine Menge Geld spare.[...]
Ich tat so, als würde ich ihn verstehn, und sagte sehr geschickt: "Na, dann."
Er verstand meine Antwort offensichtlich genau so, wie sie gemeint war. Lächelnd antwortete er auf meine eigentlich gar nicht gestellte Frage:
"Okay, ich hab auch überlegt, ob ich den Tisch nicht für einen niedrigeren Preis hätte anbieten sollen, habe aber dann doch davon Abstand genommen, weil: dann wäre er ja nicht so viel wert."
Und ich sagte: "Mann, Mann, Mann."


Und weil ich finde, dass dieser Tag mit Horst viel zu schnell vorbei ging, werde ich mir seine anderen Bücher ebenfalls kaufen. Als nächstes knöpfe ich mir "Für Eile fehlt mir die Zeit" vor. 

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Dieser Blogeintrag enthält eine von Horst Evers autorisierte Leseprobe.
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